Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 127 - Notruf: 112

Der Tennispartner wusste, was zu tun ist: 68-jähriger Reichenbucher vor fünf Jahren wiederbelebt

Der Reichenbucher Ernst Mößlein (rechts) und sein Ersthelfer Werner Holder trafen sich mit Notärztin Carola Penkwitt von den Neckar-Odenwald-Kliniken bei der DRK-Rettungswache in Mosbach, im Hintergrund ein Rettungswagen.Mosbach. Ernst Mößlein und Werner Holder sowie zwei weitere Tennispartner spielten am 10. Juli 2018 wie so oft gemeinsam Doppel auf der Tennis-Anlage des TC Neckarelz.

Aber irgendwie ging es Ernst Mößlein an diesem Abend nicht gut: Er hatte starke Schmerzen im Brustbereich, und die Partie endete deshalb fünf Minuten vor der Zeit. Die Vereinskameraden gingen unter die Dusche, und Ernst Mößlein setzte sich danach auf die Terrasse des Clubheims. Dann wurde es dramatisch, denn plötzlich verlor er das Bewusstsein, kippte auf der Bank um und reagierte nicht mehr.

Werner Holder war noch in der Umkleide, als er gerufen wurde und seinem langjährigen Tennispartner zu Hilfe eilte. Als Übungsleiter hatte er unter anderem eine Erste-Hilfe-Schulung beim DRK-Kreisverband Mosbach besucht und erfasste die Lage korrekt: Ein Kreislaufstillstand machte umgehende Wiederbelebungsmaßnahmen notwendig. Parallel erfolgte der Notruf über die Rufnummer 112, der um 19:29 Uhr bei der Integrierten Leitstelle Mosbach einging. Umgehend wurden Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeug des DRK alarmiert und machten sich auf den Weg zum Einsatzort.

„Während ich die Herzdruckmassage durchführte, hörte ich die Einsatzfahrzeuge“, erinnert sich Werner Holder. Aufgrund einer Straßensperrung konnten die Rettungskräfte den Tennisclub aber nicht direkt ansteuern, sondern mussten einen Umweg in Kauf nehmen. „Es hörte sich an, als würden die wieder wegfahren“, so der Ersthelfer. Unbeirrt führte er aber die Wiederbelebungsmaßnahmen weiter durch, bis die Notärztin Carola Penkwitt von den Neckar-Odenwald-Kliniken um 19:37 Uhr eintraf und mit dem Team des DRK die Reanimation übernahm. Beatmung und Herzdruckmassage, Medikamentengabe, mit einem Defibrillator wurde das Herz von Ernst Mößlein mehrfach „geschockt“ - und tatsächlich schlug es nach etwa 20 Minuten wieder. Sein Zustand war aber noch sehr instabil, und das abgeleitete EKG zeigte Hinweise auf einen Herzinfarkt, sodass eine Klinik mit Herzkatheterbereitschaft angesteuert werden musste. Der Rettungsdienst mit Notärztin Carola Penkwitt begleitete den Patienten in das Klinikum am Gesundbrunnen und übergab ihn um 20:43 Uhr an die Kollegen der Kardiologie zur Weiterbehandlung.

Ernst Mößlein hat an die Phase nach dem Duschen keine Erinnerungen. Er wurde erst am 11. Juli wieder wach, als das künstliche Koma auf der Intensivstation beendet wurde. Dann erfuhr er auch den Grund für seinen Herzkreislaufstillstand: eines der Herzkranzgefäße war verschlossen, und der akute Herzinfarkt hatte das Kammerflimmern ausgelöst. Im Herzkatheter konnte das Blutgefäß rasch wieder durchgängig gemacht werden, sodass der Herzmuskel wenig beeinträchtigt wurde.

„Eigentlich ist das der Klassiker: Schmerzen im Brustkorb, Herzinfarkt, Kammerflimmern“, so Priv.-Doz. Dr. med. Harald Genzwürker, Verantwortlicher für die vier Notarztstandorte der Neckar-Odenwald-Kliniken und regelmäßig unterwegs mit Vorträgen zum Kampf gegen den plötzlichen Herztod. Und genau in diesem Rahmen lernte er Ernst Mößlein kürzlich im Dorfgemeinschaftshaus Reichenbuch kennen. Der kam nach dem Vortrag zur Wiederbelebung nämlich auf ihn zu und erzählte seine Geschichte. Die beiden kamen überein, dass der 5. Jahrestag doch eine hervorragende Gelegenheit ist, um zu berichten, wie gut es dem damaligen Patienten wieder geht, weil Ersthelfer und Rettungsteam genau richtig gehandelt haben. „Der einzige Fehler ist, nichts zu tun – das versuchen wir unermüdlich zu erklären“, so Genzwürker. Und genau das ist auch der Grund für diesen Bericht: „Werner Holder hat absolut vorbildlich gehandelt und mit dafür gesorgt, dass sein Tennispartner schon seit Ende 2018 wieder auf dem Platz stand“, so Dr. Genzwürker.

Notärztin Carola Penkwitt traf die beiden kürzlich auf der Mosbacher Rettungswache. Sie freute sich zwar über den Blumenstrauß, den Ernst Mößlein ihr mitgebracht hatte, aber noch viel mehr darüber, dass er sein Leben wieder ganz normal leben kann, Tennis spielen, mit dem Wohnmobil in Urlaub fahren, Freunde treffen. „Die sofort eingeleiteten Wiederbelebungsmaßnahmen durch Werner Holder, unterstützt von anwesenden Tennisspielern, haben einen großen Anteil an der erfolgreichen Behandlung“, ist sie sich sicher. „Leider trauen sich die Menschen vor Ort häufig nicht, die Herzdruckmassage zu beginnen. Diese einfache Maßnahme verdoppelt bis verdreifacht aber die Überlebenschancen.“
Dem Ersthelfer Werner Holder ist die Aufmerksamkeit zwar ein wenig unangenehm, aber natürlich freut er sich, dass er seinem Freund helfen konnte. Für ihn ist das, was er getan hat, eine Selbstverständlichkeit „Die Bezeichnung ‚Lebensretter‘ müssen Sie sich jetzt schon gefallen lassen“, scherzte Dr. Genzwürker beim gemeinsamen Treffen. Er weist nochmals auf den Sinn von regelmäßigen Erste-Hilfe-Trainings hin, um unnötige Ängste vor lebensrettenden Maßnahmen abzubauen. Gleichzeitig betont er auch, dass der Neckar-Odenwald-Kreis vorbildlich ist, was die Verfügbarkeit von AEDs (Automatischen externen Defibrillatoren oder Laien-Defis) ist, die beim Kammerflimmern eingesetzt werden können. „Entscheidend ist aber, dass nach dem schnellen Notruf unter 112 vor Ort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen wird. Die Leitstelle kann Sie dabei telefonisch unterstützen, um Ihnen Sicherheit zu geben.“

Ernst Mößlein und seine Frau Heidi sind allen Beteiligten, die an seiner Wiederbelebung und weiteren Versorgung beteiligt waren, sehr dankbar. „Mein Ersthelfer, das Rettungsteam vom DRK Mosbach und der Klinik, die Kardiologen und das Team der Intensivstation – es hat einfach alles gepasst.“ Damit das anderen auch so gehen kann, hat der 68-Jährige einen Wunsch: „Lernen Sie, wie Wiederbelebung geht und trauen Sie sich!“

Bild 1: Der Reichenbucher Ernst Mößlein (rechts) und sein Ersthelfer Werner Holder trafen sich mit Notärztin Carola Penkwitt von den Neckar-Odenwald-Kliniken bei der DRK-Rettungswache in Mosbach, im Hintergrund ein Rettungswagen.
Bild 2: Werner Holder hat seinen Freund Ernst Mößlein reanimiert – für ihn eine Selbstverständlichkeit.
Bild 3: Bei einem Treffen in der DRK-Rettungswache Mosbach rekonstruierten Mosbachs DRK-Kreisgeschäftsführer Steffen Blaschek, Ernst Mößlein, Notärztin Carola Penkwitt, Ersthelfer Werner Holder und Leitender Notarzt Priv.-Doz. Dr. Genzwürker (von links nach rechts) die Ereignisse vom 10. Juli 2018. Ernst Mößlein erlitt einen Kreislaufstillstand.

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