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Kinderhochschule Medizin 2019 – Teil 2

Kinderhochschule Medizin 2019Nur ein kleiner Pieks: Wie man sich mit Impfungen schützen kann

Obwohl es in Deutschland keine Impfpflicht gibt und kritische sowie ablehnende Meinungen zum Impfen existieren, folgt die große Mehrheit deutscher Eltern den Impfempfehlungen ihrer Kinderärzte. Dass es dafür gute Gründe gibt, veranschaulichte Frau Dr. Susanne Fischer bei der zweiten Vorlesung der diesjährigen Kinderhochschule Medizin im Ärztehaus Mosbach.

Schon bei der Eingangsfrage wurde deutlich, dass die jungen Studentinnen und Studenten auch dieses Jahr wieder Bereitschaft und Lust zur aktiven Beteiligung mitgebracht hatten. Kaum hatte die Referentin gefragt, was denn einen gesunden Körper alles krank machen könne, gab es viele hoch gestreckte und schnalzende Finger. Bei den vielen in den Saal gerufenen Antworten war auch diejenige dabei, die zum Thema des Tages passte: „.... zum Beispiel, wenn man sich ansteckt!“

Damit kam der Ball in doppelter Hinsicht ins Rollen: Zum einen erklärte die Referentin, dass es verschiedene Keime – auch „Erreger“ genannt – gibt, die bei Ansteckungskrankheiten als Auslöser wirken. Zum andern zeigte sie mit dem gepunkteten Stoffball „Masi“ sehr anschaulich, wie schnell sich Ansteckungskrankheiten verbreiten können. Sie gab den Ball in die Gruppe ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer und bat darum, den Ball weiter zu werfen, aufzufangen, weiterzuwerfen.

Dazu führte Frau Dr. Fischer aus, dass „... man sich ebenso schnell Masern einfangen kann, wie man den Ball gerade gefangen hat. Und dass ein Virus ebenso schnell eine ganze Gruppe an Menschen befallen kann, wie der Ball durch die Gruppe gewandert war.“

Zu den ansteckenden Keimen zählen Parasiten, Pilze, Bakterien und Viren. In ihrem Vortrag ging Frau Dr. Fischer vor allem auf die Viren ein, auch deshalb, weil Viren viele der sogenannten klassischen Kinderkrankheiten, wie Windpocken, Masern und Röteln, verursachen. Alles Krankheiten, die selbstverständlich auch noch Erwachsene bekommen können.

Viren lösen oft harmlosere Krankheiten, wie Erkältungen und Lippenherpes, aus. Sie verursachen aber auch ernsthafte Krankheiten, wie Magen- Darm-Infektionen, AIDS oder eine Leberentzündung. Da Viren winzig klein sind, braucht man ein Elektronenmikroskop, um sie zu erkennen.

Auf einem Schaubild zeigte die Referentin dann, auf welchen Wegen Ansteckungen sich vollziehen. Bei der so genannten Tröpfcheninfektion zum Beispiel kommen Viren und andere Keime durch Niesen, Husten, Sprechen in der Form kleinster Tröpfchen an die Luft und werden durch andere Menschen eingeatmet. Da sich die Menschen in modernen Gesellschaften oft in großen Gruppen auf kleinen Räumen bewegen, so in Bussen und Bahnen, Schulen, Kaufhäusern, Fahrstühlen, etc., ist das Ansteckungsrisiko entsprechend groß. Deshalb, bedarf es eines großen Schutzschildes, das vor solchen Infektionen schützt. Auf dem Schaubild der Vorlesung war dies als großer Schirm zu sehen, unter dem sich viele Menschen versammeln.

Impfungen als wirkungsvoller Schutz vor Krankheiten
Was auf dem nächsten Chart zu sehen war, kam den meisten Kindern bekannt vor: eine Spritze als Symbol fürs Impfen und ein Impfbuch, in dem alle vom Inhaber erhaltenen Impfungen verzeichnet sein sollen. Dazu erklärte Frau Dr. Fischer zunächst, dass Impfungen und Impfstoffe generell dafür sorgen, den Körper gegen bestimmte Keime schützen. Dabei, so erklärte sie weiter, wird der Impfstoff zumeist in den Oberarm gespritzt. Diese Stelle des Körpers eigne sich besonders gut, weil die Muskeln mit kleinen Blutäderchen durchzogen sind und den Transport des Impfstoffes ins Blut erleichtern. Der Impfstoff selbst enthält abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger. Wenn diese eingedrungen sind, bildet der Körper Abwehrstoffe. Wenn dann „echte“ Keime den Körper angreifen, können die durch das Impfen gebildeten Antikörper den Angriff abwehren. Dieses Schutzprinzip der Impfung war für alle Veranstaltungsteilnehmer gut nachvollziehbar. Und die Referentin freute sich über die große Palette an Nachfragen, bei denen sich 8-Jährige ebenso interessiert zeigten wie 14-Jährige. Wollte die jüngere wissen, ob man auch Hunde impfen kann – und ein klares „Ja“ als Antwort erhielt –so zeigte sich die ältere bereits gut vorinformiert und fragte nach Impfrisiken. Da musste die Antwort dann schon ausführlicher ausfallen. Frau Dr. Fischer verwies auf große, weltweite Verdienste des Impfens als Schutz vor Krankheiten und nannte als maßgebliche Einrichtungen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut in Berlin.

Empfohlene Impfungen
Beide Einrichtungen haben auch etwas mit dem Impfbuch, das wie ein Ausweis für Jeden ein lebenslanger Begleiter sein sollte. Dieses gelbe Büchlein, auch Impfpass genannt, entspricht den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dokumentiert den Impfstatus seines Besitzers. Außerdem sind die Impfungen aufgeführt, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen werden: zum Beispiel Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Haemophilus infulenzae Ty b, Hepatitis B, Poliomyelitis, Masern, Mumps und Röteln. Der Arzt trägt hier nach erfolgter Impfung Impfdatum, Handelsname sowie Chargennummer des Impfstoffs ein und setzt ein Kreuz bei der entsprechenden Krankheit. Außerdem stellte Frau Dr. Fischer ihren jungen Zuhörerinnen und Zuhörern den jährlich erscheinenden Impfkalender vor, der von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung herausgegeben wird. Auf diesem Kalender führt die Ständige Impfkommission aktuelle Empfehlungen für Impfungen für alle Altersgruppen auf. Dieser Kalender kann unter der Website www.impfen-info.de aufgerufen und ausgedruckt werden.

Besonders am Herzen liegt der Referentin als Gynäkologin die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV-Impfung) ein. Erfreut war Sie, dass gerade in Bezug auf diese Impfung zahlreiche Nachfragen der Mädchen aber auch der Jungen kamen. Diese Impfung steht seit 2006 zur Verfügung und schützt vor Warzenbildung, Krebsvorstufen und einer Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs. Für 9 – 14 jährige Mädchen wird diese Impfung in Deutschland seit 2007 empfohlen. Jungs können sich seit 2018 impfen lassen. Der Grund: Jungs können Humane Papillomviren an Mädchen übertragen, aber auch an HPV-bedingtem Krebs erkranken.

Als Anlass zum Schmunzeln, gleichzeitig aber auch als Herausforderung zum Nachdenken, erlebte

Frau Dr. Fischer die Frage aus dem Publikum, warum man eigentlich nicht gegen alle Krankheiten impfen kann.

So schütze ich mich und andere: Die Sache mit dem Herdenschutz
Schließlich war es der Referentin auch wichtig, auf den so genannten Herdenschutz hinzuweisen, der sich um so effektiver wird, je mehr Menschen sich impfen lassen. Man schützt sich nämlich durch das Impfen nicht nur selbst, sondern auch andere Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen möglicherweise nicht in der Lage sind, sich impfen zu lassen. Dieser Personenkreis, zu dem unter anderen Neugeborene oder chronisch kranke Menschen zählen, ist um so mehr geschützt, je mehr Menschen in seinem Umfeld geimpft sind. Ins Bild gerückt: Wenn ein Nichtgeimpfter von vielen Geimpften umgeben ist, findet er „Schutz durch die Herde“. Auch zur Veranschaulichung dieser Aussage diente der Ball „Masi“, der einen Virus darstelle: Der Ball flog schnell von den einen in die nächsten Kinderhände, genauso schnell wie sich ein Virus verbreitet. Bei „geimpften Kindern“ ging der Ball aber nicht weiter und landete in der Sackgasse. Der Virus hatte ausgespielt.

„Ich komme gerne wieder!“
Für alle Teilnehmer war der Vortrag über das Impfen alles andere als üblicher Schulstoff. „Das war eine sehr spannende Sache, weil man das Impfen als richtige Waffe erlebt hat, mit der Keime und Krankheiten bekämpft und abgewehrt werden können. Ich bin nicht zum ersten Mal bei der Kinderhochschule Medizin dabei und bestimmt auch nicht zum letzten Mal!“ – Dieses Resümee einer 12-jährigen Teilnehmerin nahm Frau Dr. Fischer auch gerne für sich in Anspruch. Auch ihr machte es Spaß, und auch sie möchte  bei einer der nächsten Veranstaltungen wieder mitmachen.

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