Buchen & Mosbach | Für Frau Dr. Isolde Adler ist die Erhaltung von Mobilität oberstes Ziel
Gerade in den Wintermonaten erschweren rutschige und vereiste Wege ein sicheres Gehen, was für ältere Menschen in besonderem Maße zutrifft. Dann erlebt die Fußspezialistin Dr. med. Isolde Adler an ihren Patienten Tag für Tag, „... dass es gar nicht so selbstverständlich ist, mit gesunden und kraftvollen Füße ohne erhöhte Sturzrisiken unterwegs zu sein.“
Die Leitende Oberärztin der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie an den Neckar-Odenwald-Kliniken am Standort Buchen beschäftigt sich seit vielen Jahren mit konservativen und operativen Korrekturen von Fuß-Fehlstellungen. In einem Gespräch über ihren Fachbereichs macht sie zunächst darauf aufmerksam. dass „... die Erhaltung von Mobilität bis ins hohe Alter zu den Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft gehört.“ Zunächst betont sie die für alle Altersgruppen wichtige Stärkung der Fußmuskulatur und verweist dabei auf diesbezüglich negative Auswirkungen der Zivilisation: „Waren es in Zeiten vor dem Fahrrad und dem Auto für die Menschen noch durchschnittlich 40 Kilometer Laufstrecke pro Tag, so sind es bei uns derzeit etwa drei bis vier Kilometer. Deshalb ist allgemein zum Barfußlaufen und zu weichen Schuhen zu rateb, um die Fußmuskulatur zu stärken.“
Die häufigsten Fehlstellungen finden am Vorfuß statt
Auf die Frage, welche Fußprobleme in den Neckar-Odenwald-Kliniken am häufigsten zur Vorstellung kommen, nennt Frau Dr. Adler typische Fehlstellungen am Vorfuß, so der „Hallux valgus“ und der „Hammerzeh“. Bei der erstgenannten Situation wandert der erste Mittelfußknochen mit seinem Köpfchen in Richtung des inneren Fußrandes, wodurch sich der vordere Teil des Fußes verbreitert.
Bei Hammerzehen ist meistens das Mittelgelenk der Zehen verschoben oder sogar versteift. Deshalb liegt der vordere Teil der Zehe Vorderzeh nicht glatt auf, sondern zeigt sich in der Form eines Hammers. Hammerzehen gelten als die häufigste Form der Zehendeformation. In Deutschland werden jährlich etwa 100.000 Menschen daran operiert, zumeist Frauen.
Ein deutlich geringerer Teil an Fehlstellungen betrifft den Rückfuß. Als typische Diagnosen nennt Frau Dr. Adler für diesen Bereich den „Knick-/Senkfuß“, eine Fehlstellung, bei der das Fersenbein nach außen wegknickt, während das Fußlängsgewölbe auf der Innenseite absinkt. Die häufigsten Ursachen für Knick-/Senkfuß seien Übergewicht, falsches Schuhwerk und Bewegungsmangel. Häufig könne dabei der Einsatz orthopädischer Einlagen oder konsequente Bewegungsübungen korrigierend wirken. In einigen Fällen sei eine operative Behandlung ratsam. Zu den häufigen Beschwerden am Rückfuß gehöre auch die Arthrose im Sprunggelenk.
Hinsichtlich der Häufigkeit der genannten Fehlstellungen und Funktionsstörungen sehe man über die Jahre so gut wie keine Verschiebungen. Dass verbesserte Techniken und Materialien in der Schuhproduktion keine Veränderungen bei den Beschwerdeformen an Füßen bewirkten, sieht Frau Dr. Adler als einen Hinweis darauf, „... dass Fehlstellungen am Vorfuß wohl in hohem Maße mit Veranlagung und Vererbung in Verbindung zu bringen sind.“
Fuß-Operationen sind keine Kosmetik, sondern ein Bereich der Funktionschirurgie
Ob bei Fehlstellungen am Fuß häufiger konservative Therapien zum Einsatz kommen, oder die Zahl der chirurgischen Eingriffe überwiegt, beantwortet Frau Dr. Adler so: „Hier in der Klinik sehen wir natürlich in erster Linie Patienten, bei denen konservative Therapien nicht aussichtsreich sind. Hausärzte, Orthopäden und Physiotherapeuten können vielen Patienten mit konservativen Therapien helfen. Außerdem sind nicht alle Fehlstellungen behandlungsbedürftig. Wenn sie keine Beschwerden und keine Folgeschäden verursachen, lässt sich gut damit leben.“ In diesem Zusammenhang weist Frau Dr. Adler auch darauf hin, dass sich individuell angefertigte Schuheinlagen zu einer wichtigen Korrekturmöglichkeit bei Fehlstellungen am Fuß entwickelt haben. Gleichzeitig betont sie, dass Fußchirurgen heutzutage eine Operation nicht mehr als „letzte Option“ sehen, wie es früher oft der Fall gewesen sei. Sie erklärt: „Operationen am Fuß sind keine kosmetischen Korrekturen. Sie werden von der modernen Fußchirurgie mit viel Bedacht entschieden und durchgeführt. Man versteht immer besser, wie der Fuß biomechanisch aufgebaut ist und welche Bedeutung einzelne Vorgänge am Fuß für den gesamten Bewegungsapparat haben. Eine Zusammenschau von Fuß, Bein, Hüfte und Rücken hat sich verstärkt durchgesetzt. Dadurch sind Eingriffe der Fußchirurgie heute durchdachter als vor 15 oder 20 Jahren.“
Fortschritte im Bereich der Fußchirurgie
Frau Dr. Adler veranschaulicht mit ihren Ausführungen nicht nur die Fortschritte der Fußchirurgie
hinsichtlich der Beurteilung von OP-Notwendigkeit und -zeitpunkt. Sie erläutert auch, welche Neuerungen bei den Eingriffen selbst den Nutzen für den Patienten erhöhen. Als erstes nennt sie dabei „... deutliche Fortschritte hinsichtlich einer effektiven und dauerhaft wirksamen Fixierung umgestellter Knochen, was das
Risiko von Wiederholungseingriffen deutlich mindert und dem Patienten mehr Sicherheit schenkt.“
Als weiteren Fortschritt in der Fußchirurgie beschreibt Frau Dr. Adler den vermehrten Einsatz von Platten zur Fixierung von Gelenkflächen, die bei der OP korrigiert und neu ausgerichtet werden. Diese Platten sind in der Fußchirurgie immer aus Titan. Die Plattenfixierung hat als heutiger Standard die Fixierung mit Schrauben abgelöst und sorgt aller Erfahrung nach für eine bessere mechanische Stabilität.
Bei Hallux-Valgus Operationen hat die Plattenfixierung nach Worten von Frau Dr. Adler auch eine andere, für Patienten einfacher tolerierbare Position erhalten, was es erlaube, die Platte dauerhaft einzusetzen und auf einen zweiten Eingriff zur Plattenentfernung zu verzichten.
Bei Hammerzeh-Korrekturen hingegen haben Schrauben beim Fixieren inzwischen die lang eingesetzten Drähte abgelöst. Schrauben sind stabiler, und die Patienten können sich das Entfernen von Drähten sparen. Weiterhin macht Frau Dr. Adler darauf aufmerksam, dass auch die inzwischen sehr oft eingesetzten resorbierbaren Hautfäden zu den Fortschrittsaspekten der modernen Fußchirurgie zählen, da sie den Patienten und Ärzten den Aufwand des Fadenziehens ersparen.
Vor der OP steht immer die Beratung
Frau Dr. Adler widmet sich als Oberärztin der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie an den Neckar-Odenwald-Kliniken in Buchen nun schon seit zwölf Jahren der modernen Fußchirurgie und ist für viele Patienten, die nicht nur aus dem Neckar-Odenwald-Kreis kommen, hilfreich geworden. Zum Abschluss des hier wiedergegebenen Gesprächs ist ihr der Hinweis wichtig, dass auch bei anhaltenden Fußproblemen eine Operation nicht immer das „Mittel der ersten Wahl“ sei, sondern eine ausführliche und fundierte Diagnose von ihr immer an den umfassenden Möglichkeiten einer Behandlung gespiegelt werde.