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Fortschritt in der Medizin: So profitieren die Patienten davon

ultraschall plexus axillarisBuchen & Mosbach | Behandlungsmethoden an den Neckar-Odenwald-Kliniken am Puls der Zeit Ultraschallgesteuerte Regionalanästhesie erhöht Sicherheit und Nutzen für Patienten

In loser Folge berichtet die Rhein-Neckar-Zeitung über neue medizinische Verfahren, Methoden, Geräte oder Therapien, die an den Neckar-Odenwald-Kliniken in Buchen und Mosbach eingesetzt werden und für die Patienten von großem Nutzen sind. Die Beiträge zeigen, dass auch die Bevölkerung ländlicher Regionen in hohem Maße am medizinischen Fortschritt partizipiert. Der heutige Beitrag dieser Serie beschäftigt sich mit der sogenannten Regionalanästhesie, die es erlaubt, als Alternative zur Vollnarkose oder als ergänzendes Verfahren die Schmerzausschaltung während und nach operativen Eingriffen herbeizuführen.

Priv.-Doz. Dr. med. Harald Genzwürker erläutert im Folgenden, wie sich die Regionalanästhesie entwickelte, welche Vorteile sich damit verbinden, und wie diese Form der Anästhesie in die Behandlungspraxis der Neckar-Odenwald-Kliniken eingebunden ist. Der Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie verdeutlicht dabei zunächst, um was es bei dieser Form der Betäubung geht. Bei der Regionalanästhesie, so Dr. Genzwürker, blockiert man mit einem Lokalanästhetikum einen oder mehrere Nerven komplett. Dadurch wird die Schmerzleitung aus einer bestimmten Körperregion zum Gehirn gezielt unterbunden. Als „Nebenwirkung“ können auch Impulse in umgekehrter Richtung nicht mehr übermittelt werden, sodass eine zeitlich begrenzte teilweise oder vollständige Lähmung in der betroffenen Körperregion auftritt. Je nachdem, auf welcher Höhe des Nervs dies geschieht, kann man mit Hilfe der Regionalanästhesie auch größere Körperbereiche betäuben. Beispielsweise spritzt man im Bereich der Leiste Lokalanästhetika, um die Schmerzempfindung am Bein auszuschalten. Zur Regionalanästhesie zählen außerdem die rückenmarksnahen Verfahren, also die Periduralanästhesie (oft bei Geburten, aber auch bei großen Baucheingriffen eingesetzt) und die Spinalanästhesie als Alternative „für viele Eingriffe unterhalb des Bauchnabels, auch den Kaiserschnitt“ so Genzwürker.

Weitere Verfahren sind die interskalenäre Plexusanästhesie (bei Schulter- und Oberarmeingriffen) und die axilläre Plexusanästhesie (bei Eingriffen am Arm und der Hand).

Die Vorteile, die sich durch die Umgehung einer Vollnarkose und das Ausschalten von Schmerzempfinden bei erhaltenem Bewusstsein ergeben, sind für die Patienten nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich: bei der Regionalanästhesie bleibt die Atmung erhalten, es muss nicht beatmet werden. Sie ermöglicht eine maximale und gezielte Schmerzreduzierung, der Bedarf an Schmerztabletten oder Schmerzinfusionen kann verringert werden. Bei Patienten, die bei vorangegangenen Vollnarkosen unter postoperativer Übelkeit und Erbrechen litten, bieten Regionalanästhesien eine wichtige Alternative. Die Regionalanästhesie zur postoperativen Schmerztherapie, über spezielle Katheter eingeleitet, erlaubt nach großen Operationen eine frühere Mobilisation. Wie bei Vollnarkosen erfolgt im Vorfeld eine genaue Abklärung der individuellen Patientenrisiken. Der Facharzt für Anästhesiologie berät, das letzte Wort bei der Entscheidung für oder gegen eine Regionalanästhesie hat aber immer der Patient.

„Fortschritt heißt in diesem Zusammenhang eine immer präzisere Lokalisierung der Nerven“

Chefarzt Dr. Genzwürker beschreibt den Fortschritt der Lokalanästhesie als einen „immer präziser gewordenen Zugang zu den Nerven, die es zu narkotisieren gilt.“ Er erläutert, dass die erste Lokalanästhesie am Auge schon Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt wurde. Da man sich aber in der Folge mehr als 100 Jahre an anatomischen Oberflächenstrukturen und Hilfslinien orientiert habe, sei es oft schwierig und langwierig gewesen, periphere Nervenblockaden herbeizuführen. Bei den konventionellen Punktionstechniken musste der Anästhesist oft mehrmals spritzen, um die richtigen Nerven zu treffen. Einen ersten großen Fortschritt in diesem Zusammenhang brachte die Nervenstimulation mittels Strom. Wenn Impulse an das entsprechende Zielgebiet abgegeben wurden, und die Nerven darauf reagierten, konnte man sicher sein, den richtigen Nerv für eine Narkose gefunden zu haben. Ein diesbezüglich deutlich höheres Maß an Sicherheit brachte die Ultraschalltechnologie. 1978 wurde sie erstmals für die Regionalanästhesie eingesetzt. Seit der ersten ultraschallgesteuerten peripheren Regionalanästhesie 1994 hat sich dieser Bereich von Jahr zu Jahr weiterentwickelt. Inzwischen verfügt die Anästhesie an den Neckar-Odenwald-Kliniken über kompakte mobile Ultraschall-Geräte, um den peripheren Nervenverlauf gut darstellen. So ist der Anästhesist heute in der Lage, bei der Regionalanästhesie mit einer Hand die Ultraschallsonde zu führen, während er mit der anderen Hand die Injektionsnadel in Richtung des Zielnervs vorschiebt (vgl. nebenstehende Abbildung). Beides, Nadel und Nerv, werden auf dem Monitor sichtbar. Unter diesen Bedingungen gelingen Nervenblockaden auch an schwierigen Stellen, zum Beispiel die Plexusblockade in der Achselhöhle, wo eine Vielzahl von Sehnen, Blutgefäßen und Nerven neben- und übereinander verlaufen. Der Einsatz des elektrischen Nervenstimulators als begleitendem Instrument bietet dabei weitere Informationen zur korrekten Positionierung der Nadel. Durch Einsatz des Parallel-Verfahrens von Ultraschall und elektrischer Nervenstimulation wird in den Neckar-Odenwald-Kliniken eine „Doppelsicherung“ als Standard genutzt, um Regionalanästhesien mit hoher Sicherheit durchzuführen. „Für die Patienten bedeutet dies...“ so Genzwürker, „... dass sie nicht nur von den genannten Vorteilen der Regionalanästhesien profitieren, sondern eine ausgereifte Anästhesietechnik erleben, die das Risiko von Komplikationen auf ein Minimum reduziert.“

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