Mit der „10 Fragen an“ stellen wir in loser Folge interessante Persönlichkeiten aus unserer Region vor. Heute ist Herr Dr. med. Winfried Munz an der Reihe. Er leitet seit April 2017 als Chefarzt die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe an den Neckar-Odenwald-Kliniken.
Der 50-jährige Mediziner stammt aus Geislingen an der Steige und nahm nach seinem Studium und seiner Facharztausbildung eine Reihe verantwortungsvoller Führungsaufgaben im Klinikbereich wahr, bevor er in Mosbach und Buchen die Nachfolge des langjährigen Chefarztes Dr. Klaus Hahnfeldt antrat. Dr. Munz hat zusammen mit seiner Ehefrau sechs Kinder. Er wohnt in Mosbach.
Redaktion: Wann wussten Sie, dass Sie Gynäkologe werden wollten?
Chefarzt Dr. Munz: „Im Rahmen meines Medizinstudiums machte ich ein Praktikum in Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Eindrücke und Erfahrungen bei diesem Praktikum führten mich dem Fachbereich in gewisser Weise zu. Ich war beeindruckt von der Konkretheit, Ursprünglichkeit und gleichzeitig Vielseitigkeit der Medizin, die mir da begegnete. Dass manuelles und operatives Behandeln in diesem Fach eine große Rolle spielen, interessierte mich ebenfalls. Als ich dann im letzten Jahr meines Studiums das sogenannte ‚praktische Jahr’ in Gynäkologie und Geburtshilfe machte, war meine Wahl klar.“
Redaktion: Welche Vorstellungen hatten Sie als Student von Ihrem Beruf? Was hat sich davon in der beruflichen Praxis bewahrheitet, was nicht?
Chefarzt Dr. Munz: „Meine Vorstellungen und meine Motive in Bezug auf die Berufswahl waren schon eng mit der Idee verknüpft , dass man sich als Arzt anderen Menschen in besonderer Weise zuwendet, um ihnen zu helfen. Außerdem reizte mich das hohe Maß an Eigenverantwortung, das sich mit dem Beruf eines Arztes verbindet. Im Grunde haben sich diese Vorstellungen in meiner beruflichen Praxis auch verwirklicht. Was man als Student bei dem Entwurf seines künftigen Berufslebens allerdings kaum in den Blick nimmt, ist die soziale Situation, in der man als Arzt in der Klinik mit Patienten, mit Pflegekräften, mit Kollegen und anderen Mitgliedern des Teams steht. Das verlangt eine Art Rollenfindung, die man vor dem Eintritt in die berufliche Praxis gar nicht so bedenkt. Komischerweise gibt es im Medizinstudium so gut wie keine Lehrveranstaltungen zur ‚Kommunikation des Arztes in seinem beruflichen Umfeld’. Für mich war es diesbezüglich ein Lernen in der Praxis. Genaues Hinsehen und Einfühlen sowie die zunehmende praktische Erfahrung habe ich dabei als gute Bausteine erlebt, die mir Festigkeit und Sicherheit gaben.“
Redaktion: Wie war die erste Zeit in Ihrer neuen Position in den Neckar-Odenwald-Kliniken?
Chefarzt Dr. Munz: „In der ersten Zeit erlebte ich es schon als Herausforderung, an zwei Standorten präsent zu sein. Aus zweieinhalb Tagen in der Woche in Mosbach und zweieinhalb Tagen in Buchen wurden schnell jeweils drei Tage, weil ich hier wie da nicht einfach die Tür zu machen kann, wenn ich noch gebraucht werde. Hilfreich war dabei, dass ich in Mosbach wie in Buchen sehr offen und freundlich aufgenommen wurde.“
Redaktion: Haben Sie bestimmte Pläne für Ihre Tätigkeit an den Neckar-Odenwald-Kliniken?
Chefarzt Dr. Munz: „Klar hat man seine Vorstellungen, wie man eine verantwortungsvolle Position ausfüllt und gestaltet. Auf meiner persönlichen Prioritätenliste steht ein anspruchsvoller Qualitätsbegriff ganz oben. Ich setze mich dafür ein, dass alle Frauen, die sich an uns wenden, immer eine fachlich und menschlich einwandfreie Hilfe von uns erhalten. Um dies zu erreichen, muss die Qualitätsanforderung auch auf allen Ebenen der Kliniken stimmen. Und damit spreche ich eine weitere Zielsetzung an: Ich möchte ein gutes und zufriedenes Team weiterentwickeln, in dem alle Mitglieder gerne arbeiten. Dabei muss sich jeder auf den anderen verlassen können. Schließlich arbeite ich daran, dass wir für die Standorte Buchen und Mosbach möglichst viele Standards harmonisieren. Das gilt für einzelne Vorgänge ebenso wie für Ausstattungen und Instrumente. Derartige Vereinheitlichungen machen das Arbeiten einfacher, zuverlässiger und wirtschaftlicher. Fachlich gesehen, habe ich für die nächsten Jahre drei große Projekte vor Augen: Ich möchte die gynäkologische Onkologie stärken und in den kommenden Jahren an den Neckar-Odenwald-Kliniken ein Brustzentrum aufbauen. Außerdem arbeite ich daran, die Uro-Gynäkologie als Fachgebiet aufzubauen, das heißt, medizinische Hilfe anzubieten, wenn zum Beispiel Inkontinenz oder Senkungsbeschwerden auftreten.“
Redaktion: Sie gelten als Befürworter der „hebammenzentrierten Geburt“. Was bedeutet das?
Chefarzt Dr. Munz: „Damit ist vor allem die Unterstützung von Schwangerschaft und Geburt als natürlichen Vorgängen gemeint. Unsere Hebammen sind so gut ausgebildet und erfahren, dass sie bei der Geburtshilfe ganz vorne stehen sollen. Eine Unterstützung durch die Medizin halte ich nur dort für erforderlich, wo Vorsorgeuntersuchungen und mögliche Problemsituationen dies erfordern.“
Redaktion: Man spricht oft von der sogenannten „Schlüsselloch-Chirurgie“. Bedeutet das auch für Ihren Fachbereich einen Fortschritt? Wenn ja, in welchen Bereichen?
Chefarzt Dr. Munz: „Ja, die Möglichkeiten der endoskopischen Eingriffe bedeuten auch für die Gynäkologie einen großen Fortschritt. Inzwischen lassen sich alle gängigen gynäkologischen Operationen mit der sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie vornehmen. Das gilt auch für Gebärmutterentfernungen. Die kleinen Schnitte ermöglichen den Patientinnen, dass sie mit weniger Schmerzmittel auskommen und viel schneller wieder fit sind, weil kleine Wunden eben viel schneller heilen als große.
Redaktion: Sie betreuen die Standorte Buchen und Mosbach. Wie schaffen Sie diesen Spagat?
Chefarzt Dr. Munz: „Es ist wirklich ein Spagat. Das gut zu schaffen, erfordert viel Disziplin, die ich gerne aufbringe, weil ich in meiner Arbeit viel Erfüllung finde. Dabei werde ich in Mosbach wie in Buchen von sehr engagierten Teams unterstützt. Außerdem wird es künftig einfacher, wenn es uns gelingt, in Buchen und Mosbach die gleichen Standards durchzusetzen. Es gehört zum Beispiel auch zu meinen Zielen, hier wie dort den Status des "babyfreundlichen Krankenhauses" zu etablieren. Diese 1991 von der Weltgesundheitsorganisation ins Leben gerufene Programm strebt für alle Geburtskliniken an, die Eltern-Kind-Bindung in allen Belangen zu fördern und zu stärken, wo immer dies möglich ist.“
Redaktion: Gibt es ein Motto oder einen Leitsatz, dem Sie in Ihrem Beruf folgen?
Chefarzt Dr. Munz: „Es gibt eine Reihe an Leitsätzen, die ich gerne als Wegweiser nutze. Zu meinen wichtigsten Anliegen gehört es, alle Patientinnen ernst zu nehmen und gemein-am mit ihnen einen Weg zu finden. Ich bin nicht der Mann im Arztkittel, der meint, alles zu wissen. Respekt vor allen Patientinnen zu haben, heißt auch, gut zuzuhören, um dann gemeinsam Lösungen anzustreben. Das Miteinander ist mir also sehr wichtig.
Redaktion: Für eine Familie mit sechs Kindern bedeutet ein Umzug mit Ortswechsel und neuem Zuhause bestimmt ein Abenteuer. Wie war das bei Ihnen?
Chefarzt Dr. Munz: „Diese Frage kann ich noch gar nicht vollständig beantworten. Ich wohne noch provisorisch, und wir wollen demnächst den Familienumzug nach Mosbach in Angriff nehmen. Wie weit der Ortswechsel für uns alle ein Abenteuer wird, sehen wir dann.“
Redaktion: Wie feiern Sie Heiligabend?
Chefarzt Dr. Munz: „Wir feiern diesen Abend im Kreis der Familie und erleben Weihnachten als ein wichtiges Fest. Die Erinnerung an Christi Geburt bedeutet für mich immer wieder neue Hoffnung auf Hilfe und Beistand.“