Wie heilen Wunden?
Der Stadtanzeiger Mosbach berichtet auch dieses Jahr wieder ausführlich über alle vier Vorträge der Kinderhochschule Medizin. Am zweiten Vorlesungstag ging es beim Vortrag von Andrea Mader um das Heilen von Wunden.
Trotz hochsommerlichen Temperaturen waren die jungen Teilnehmer der Kinderhochschule Medizin auch bei der letzten Vorlesung der diesjährigen Veranstaltung in Mosbach aufmerkam und aktiv bei der Sache. Und die Eingangsfrage „Jeder von uns hat sich schon einmal verletzt. Wann und wie war das bei Euch?“ brachte gleich Bewegung ins Spiel. Alle Hände gingen hoch, jede und jeder wollte von Stürzen und Sturzflügen
berichten und alte Narben zeigen. „Vom Fahrrad gefallen“ war der Favorit. Selbst die Referentin konnte diese Erfahrung teilen. Sie zeigte eine Narbe am Kopf, die sie sich als Kind auf abschüssiger Straße bei kaputten Fahrradbremsen zugezogen hat. Eine Hauswand war für sie zur Ersatzbremse geworden. Als prominente Verletzte mit Platzwunden an ihren Köpfen gesellten sich auf einem Vortragschart noch die Fußballer Cristiano Ronaldo und Thomas Müller dazu.
Dass man beim Anblick frischer Wunden oft erschreckt und gar nicht hinsehen möchte, bezeichnete Frau Mader als normal, um gleich zu ergänzen, dass „der erste Blick oft trügt und Platzwunden in vielen Fällen schlimmer aussehen als sie es wirklich sind.“ Die Expertin erklärte weiter: „Das typische starke Bluten, die sichtbaren Hautund Fettschichten, zerfetzte Wundränder... all dies wirkt zunächst erschreckend. Aber oft stellt das keine ernste Gefahr dar, weil solche Wunden in der Regel nicht besonders tief sind.“ Sie erklärte dann auch, was zu tun ist: „Wunde säubern, das Blut nicht als etwas Schlimmes, sondern als erstes Mittel der Wundreinigung erkennen, die Wunde sauber abdecken, den Schrecken verlieren!“ Gleichzeitig machte sie darauf aufmerksam, dass im Zweifel immer ein Arzt entscheiden sollte, ob die Wunde genäht werden muss oder von alleine heilen kann.
Wie verläuft eine Wundheilung?
In den Mittelpunkt ihres Vortrags stellte Frau Mader den Prozess der Wundheilung. Als Ziel einer Behandlung nannte die Referentin „... eine rasche Wundheilung mit geringer Narbenbildung“. Dass der eigene Körper diesen Prozess in vielen Fällen selbst vollziehen kann, bedeute „ein Wunder der Natur, auch dann, wenn wir die Wundheilung von außen unterstützen können.“ Frau Mader verglich diesen Prozess mit dem Prinzip eines Reißverschlusses aus Hautzellen, der sich mit der Zeit wieder schließt. Sie erklärte dabei in Wort und Bild, wie sich die vier Phasen der Wundheilung vollziehen.
Erste Phase: ein provisorisches Verschließen
Die ersten Reaktionen des Körpers auf eine Wunde sind das Blutstillen und die Blutgerinnung. Dabei wandern Blutplättchen (Thrombozyten) und weiße Blutkörperchen (Leukozyten) in den Wundspalt ein. Die Blutplättchen verklumpen zu einem Pfropf. Zwischen die Blutplättchen lagert sich ein Netz aus Fibrin (Eiweiß) ein, das den Pfropf festigt. Man nennt das auch „Fasernetz der Blutgerinnung“. Bei Schürfwunden deckt das geronnene Blut die Wunde nach außen ab und trocknet zu einer Kruste, auch „Schorf “ genannt. Dieser Schorf ist wie ein natürliches Pflaster. Hat sich neues Gewebe gebildet, fällt der Schorf ab.
Zweite Phase: aufräumen
Ein breiterer Wundspalt verkleinert sich in der Regel schon nach 24 bis 48 Stunden, indem Oberhautzellen damit beginnen, die Wunde zu verschließen. In die Wunde sind in dieser Zeit sogenannte Fresszellen (Fachbegriff „Makrophagen“) eingewandert und aktiv geworden. Sie nehmen geschädigte oder tote Zellen sowie in die Wunde eingedrungene Keime in sich auf und zersetzen sie.
Dritte Phase: Aufbau von neuem Gewebe
Nach etwa drei Tagen beginnt der Körper, im Bereich der Wunde neue Zellen und Blutgefäße sowie Bindegewebe zu bilden. Neu einsprießende Blutgefäße nennt man „Haargefäße“. Die Zellen, die neues Bindegewebe bilden, heißen „Fibroblasten“. Bei kleinen Schnittwunden spricht man von einer „primären Heilung“. Die Wundränder wachsen dann einfach zusammen.
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